Ausstellung | Am Rande der Gesellschaft
Dessie liegt auf 2.500 Meter über dem Meeresspiegel im Bundesstaat Amhara und ist die siebtgrößte Stadt Äthiopiens. Es spielt eine wichtige Rolle als Handelszentrum zwischen den Regionen für die Versorgung mit Güter für den täglichen Bedarf, Gesundheitsversorgung und Bildung. Dessie ist der Ort, in der Menschen aus dem ländlichen und städtischen Raum sich treffen und Nachrichten und Waren austauschen.
Und genau hier, in Dessie, hat die deutsche Äthiopien-Hilfe-Freinsheim (AHF)
ihre gemeinnützige Arbeit für diejenigen, die am Rande der Gesellschaft leben, seit Beginn des Jahrtausends, aufgebaut.
Jetzt, 20 Jahre später, überlegt die AHF, ihre Aktivitäten auszuweiten und lokale
Initiativen zu unterstützen, die denen helfen, die sich selbst nicht oder nicht mehr helfen können. Zur Beurteilung der Situation lud mich die AHF ein, die Lebensbedingungen am Rande der Gesellschaft fotografisch zu dokumentieren und gleichzeitig einen Einblick in die örtliche Kultur und den Kontext zu entwickeln.
Zur Ausstellung --> Angelika Berndt photography
Am stärksten betroffen waren Kinder, Frauen, Behinderte und ältere Menschen. Und während AIDS nach wie vor einer der häufigsten Todesursachen unter der erwachsenen Bevölkerung ist, die Kinder als Waisen und Ältere Menschen ohne Unterstützung zurücklässt, führen Armut, Gewalt und mangelnde Gesundheitsversorgung zu Behinderungen und Isolation.
Junge Frauen vom Land, die in die Stadt kommen, sind nach wie vor verletzlich durch sexuelle Ausbeutung und infolgedessen die Ansteckung mit AIDS. Hier unterstützt ÄHF Aufklärungsarbeit, auch bei den Prostituierten, und klärt über die Gefahren von Frühheirat, Brautraub und Mädchenbeschneidung auf.
Vor allem behinderte ältere Menschen, die allein leben, sind auf die Hilfe von Nachbarn oder Freiwilligen, oder auf ständige finanzielle Unterstützung angewiesen. hier leistet eine kleine Gruppe Hilfe. Einmal pro Woche gehen Freiwillige durch die Stadt und besuchen behinderte Obdachlose und ältere Menschen, um sie zu waschen und Kleider zu wechseln.
Ein weiterer Ausweg aus der Hilflosigkeit der Behinderten besteht darin, hart zu trainieren und dem Paralympics-Team beizutreten. Der Lohn für das zähen Durchhalten können Medaillen und Preisgeld sein.
Der Friedhof bietet auch Unterkunft für die Bedürftigen. Die meisten der alten Mausoleen sind von jungen Männern bewohnt, die hoffen, von der Kirche als Priesterlehrling aufgenommen zu werden. Und sonntags versammelten sich Flüchtlinge und Friedhofsbewohner in einer Halle, in der die Kirche die Besucher und Hungrigen versorgt.
Das Frauengefängnis von Dessie bietet nur eine einfache Unterkunft. Alleinerziehende Mütter, die im Gefängnis leben, brauchten eine Grundversorgung, wie Seife, und etwas Bargeld für Medikamente, Kleidung oder Schulmaterial für ihren mit einsitzende Kindern.
Eine Mutter von drei Kindern hat nach und nach zwölf Kinder bei sich aufgenommen und somit ein familiäres Waisenhaus gegründet. Die Frau kam selbst als Flüchtling nach Äthiopien. Hier übernahm ÄHF die volle Unterstützung.
Dessie, Äthiopien. 2019.